Obwohl pandemiebedingt kaum noch öffentliche Veranstaltungen stattfinden, konnte die Vorsitzende der Frauenliste Stadt und Landkreis Kronach zahlreiche Teilnehmerinnen zur jüngsten Online-Sitzung begrüßen. Die Agenda versprach Aktuelles aus Stadt und dem Landkreis.
Die Teuschnitzer Stadträtin Hedwig Schnappauf sprach ein brisantes Thema an. Bedingt durch die Einschränkungen der Pandemie falle wertvolle Jugendarbeit weg, was sich auf gefährdete junge Menschen sehr nachteilig auswirke. Die meisten Jugendlichen im nördlichen Landkreis seien zwar in Vereinen, Feuerwehren oder auch Kirchengruppen organisiert, aber besonders denjenigen, die diese Interessen nicht teilen, fehle es an passenden Angeboten und offenen Jugendtreffs. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Laut der Polizeiinspektion Ludwigsstadt sind die Rauschgiftdelikte im nördlichen Landkreis im Jahr 2020 um 33 Fälle auf insgesamt 78 gestiegen. „Hier ist unbedingt Handlungsbedarf nötig.“ machte Hedwig Schnappauf klar. „Wir können uns in Anbetracht des demografischen Wandels nicht leisten, auch nur eine einzige Jugendliche oder Jugendlichen zu verlieren.“ Der Einsatz eines mobilen Streetworkers im nördlichen Landkreis könne hier besonders im Bereich der Prävention und Vernetzung wichtige Arbeit mit Schwerpunkt in Schulen und Kitas leisten. Für feste Sprechzeiten biete sich als Örtlichkeit das Beratungshaus in Steinbach am Wald an.
Betonung im Kasten: Eine Jugendliche berichtet, dass die Polizei besonders und immer wieder die im Drogenbereich Bekannten kontrollieren würde, dadurch aber das Augenmerk zu wenig auf die Jüngeren und Neuen liege.
Die Küpserin Cornelie Vormbrock und Kreisrätin Petra Zenkel-Schirmer berichteten erfreut von den Fortschritten ihrer Aktion, Notrufnummern in den Nahverkehrsbussen anzubringen. Nach einem Besuch in der Kronacher Mobilitätszentrale und einem regen Austausch mit den Verantwortlichen Gabriele Riedel und Barbara Meyer, wurde vereinbart, verschieden große Plakate der Organisationen „Hilfetelefon“ bei Gewalt gegen Frauen, „Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche“ und des „Silbernetzes“ für Senioren in den Bussen auszuhängen.
Um auf diese Hilfsangebote und weitere Themen auch in Küps aufmerksam zu machen, planen Cornelie Vormbrock und Petra Zenkel-Schirmer die Aufstellung eines Schaukastens. Ein entsprechender Bauantrag wurde gestellt.
Eng im Zusammenhang mit in Bedrängnis geratenen Frauen und Kindern steht die Diskussion um den Frauennotruf und das Frauenhaus Coburg, letzteres wird auch vom Landkreis Kronach mitfinanziert. Seit Jahren setzen sich die Kreisrätinnen der Frauenliste Stadt und Landkreis Kronach für diese Organisation ein. Durch ihren Antrag hatten die Mitarbeiterinnen beider Einrichtungen 2019 erstmals die Möglichkeit erhalten, ihren ausführlichen Jahresbericht dem großen Gremium des Kreistages vorstellen zu können.
Nachdem Gewalt gegen Frauen in allen gesellschaftlichen Schichten vorkomme, dieses Thema aber nach wie vor verdrängt wird, freute sich Petra Zenkel-Schirmer nun von der Videokonferenz des neu gegründeten Forums „Frauenwelten“, einer Initiative des Kronacher Rotary Clubs und des Lions Clubs Festung Rosenberg, berichten zu können. Karin Burkardt-Zesewitz vom Frauennotruf, Meike Hartmann vom Frauenhaus und Angela Platsch als eine von drei Vorsitzenden des Frauenhauses, standen den Teilnehmerinnen des Forums Rede und Antwort zu allen Fragen.
Nachdem deutlich wurde, dass das Frauenhaus nicht nur veraltet und zu allen Zeiten überbesetzt ist, sorgte sich Martina Förtsch, Reichenbach, dass hilfesuchende Frauen abgewiesen werden könnten oder selbst von ihrem Vorhaben wieder ab kämen. Meike Hartmann beruhigte, dass das bisher nicht der Fall war. Es werde dann nach einem Platz in einem anderen Haus gesucht. Die Frage von Silke Wolf-Mertensmeyer nach psychologischer Betreuung von traumatisierten Frauen konnte ebenfalls positiv beantwortet werden. Seit einiger Zeit besteht ein betreuendes Gruppenangebot für bis zu sechs Frauen, das sehr gut angenommen werde und erfolgreich sei. Abschließend war sich die Frauenliste darüber einig, dass es eine große Chance für alle betroffenen Frauen und Kinder auf ein gewaltfreies Leben ist, wenn der Kreis der Mitstreiterinnen wächst und durch alle gesellschaftlichen Schichten geht.
Martina Zwosta brachte zwei aktuelle Themen aus dem Stadtgeschehen zur Sprache. Zunächst von ihr als Idee entwickelt und bei Ausschusssitzungen angesprochen, aber nun auch vermehrt von jungen Eltern gefordert, sei der Bedarf eines weiteren Spielplatzes im Stadtbereich Kronach. Im Gegensatz zum typischen Stadtspielplatz im LGS-Gelände schwebe ihr der Bau eines naturnahen Platzes im Bereich des Festungswaldes auf der dortigen Lichtung vor. Umrandet von kleineren „Forschungsstationen“ fördere dieser Platz kindliche Erfahrungen mit und in der Natur. Sie werde einen diesbezüglichen Antrag an die Stadt Kronach stellen.
Ihre uneingeschränkte Zustimmung erhielt bereits ein jüngst behandelter Antrag auf Einrichtung einer Stelle für Jugendsozialarbeit an der Lucas-Cranach-Schule. Aufgrund neuer Richtlinien sei es nun möglich, an Grundschulen mit dem Nachweis des besonderen Bedarfs, eine entsprechende Stelle zu schaffen, erklärte sie. Da viele Kinder aufgrund der Pandemie aus ihrem gewohnten Alltag herausgerissen seien oder sich in schwierigen Lebenssituationen befänden, sei diese Notwendigkeit gegeben, weshalb sie für diese Stelle plädierte.
Maria Gerstner, Kreisrätin, wies in ihrer Eigenschaft als Schriftführerin des Landesverbandes der Frauenlisten auf die anstehende Jahreshauptversammlung hin. In 2022 fände der Bundeskongress in Wemding statt.
Stolz verkündete Silke Wolf-Mertensmeyer die neue, überarbeitete homepage der Frauenliste Stadt und Landkreis Kronach. Aktionen, Informationen und Wissenswertes zum Verein seien ab sofort dort zu finden.
Petra Wich-Knoten
Frauenliste Stadt und Landkreis Kronach