Tischvorlage zur Schulausschusssitzung

Tischvorlage – allen Anwesenden zur Kenntnis

am 17.05.2018

Gottfried Neukam  (1892 – 1959): 
Seine  Verstrickung im Nationalsozialismus des Dritten Reichs
1927: Erstes Relief für Adolf Hitler (Sechs Jahre vor dessen Machtergreifung im Jahre 1933) 
Weitere Hitlerdarstellungen folgten, z.B. Plaketten zu nationalsozialistischen Gautreffen
1939 Hitlerbüste
Teilnahme an der Gegenausstellung zur „Entarteten Kunst“ mit einem Hitler Konterfei „Unser Führer“ im Haus der Kunst in München
1933 – 1945: Mitglied der NSDAP (Staatsarchiv Coburg)
1934: Teilnahme am Reichsparteitag in Nürnberg
1933 – 1935: Förderndes Mitglied der SS (Staatsarchiv Coburg)
1937: Anerkennung und großes Lob für seine Propagandafilme als Film-Funk-und Kunstwart und für Verdienste in der Kreiskulturleitung (Kronacher Rundschau 8.01.1937)
1939: Ernennung zum Ratsherren ehrenhalber (heute: Stadtrat) wegen besonderer Bewährung als einer der besten Nationalsozialisten (Kronacher Rundschau 4.11. 1939) 1.07.1945: Entlassung aus dem Schuldienst (Staatsarchiv Coburg) spätere Wiedereinstellung
5.3. – 3.5.1946: Polizeihaft (Staatsarchiv Bamberg und Coburg)
21.01.1948: Verurteilung zu einer Geldstrafe von 250 Reichsmark plus Zahlung von 80 Reichsmark als Kosten des Verfahrens (Staatsarchiv Coburg)      
 
Warum gerade jetzt eine Umbenennung der Schule  notwendig ist:  

1. Es ist notwendig, ein Zeichen zu setzen, da der Antisemitismus wieder salonfähig zu werden scheint.  
2. Deshalb wird der Werteerziehung in den Schulen ein besonders hoher Stellenwert eingeräumt werden. Dazu  muss der Namensgeber einer Schule ein unangefochtenes Vorbild sein.  
3. Auf dem gleichen Schulgelände befindet sich die Staatliche Realschule Kronach II, die den Namen „Siegmund-Loewe Schule“ erhielt. Als  jüdischer Unternehmer wurde er im Dritten Reich enteignet und entging  durch Emigration in die USA  der drohenden Ermordung durch die Nazis. Es  würde dem Ruf der Stadt Kronach einen hohen Schaden zufügen, wenn die benachbarte Mittelschule den Namen eines  bekennenden Nationalsozialisten beibehielte.  
4. Die Kronacher Mittelschule genießt einen guten Ruf, denn an ihr wird hervorragende Arbeit geleistet. Es wäre für das Kollegium und die gesamte Schulfamilie überaus  peinlich, wenn bei Begegnungen oder Schulpartnerschaften nach der Herkunft des Schulnamens gefragt würde und die Nazi-Vergangenheit des Namensgebers nicht mehr verschwiegen werden könnte.
5. Den Verantwortlichen, die  den jetzigen Namen für die Schule ausgesucht hatte, soll kein Vorwurf gemacht werden. Die dunkelste Zeit der deutschen  Geschichte wird auch in Kronach erst nach und nach aufgearbeitet (siehe Verlegung von Stolpersteinen). Deswegen kann  nur durch  eine Namensänderung wieder Ruhe und Frieden einkehren. Dies gilt auch für Gottfried Neukam. Ein Vorbild für eine Schule darf  er nicht sein. Mit einem Straßennamen wird er bereits geehrt und kann  dadurch als Kronacher Heimatkünstler weiterhin bei vielen beliebt bleiben.

Frauenliste Stadt und Landkreis Kronach
Stadträtinnen Angela Degen-Madaus und Martina Zwosta

16. Mai 2018