Stadträtin Angela Degen – Jahresabschluss 2017

Rede von FL-Stadträtin Angela Degen zur Jahresabschlusssitzung des Stadtrates 2017

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, 
liebe Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats, 
sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung,
liebe Anwesende,

schon in den ersten Tagen des Jahres widmet die örtliche Presse ihr ganzseitiges Interesse dem Auftauchen eines Wildtieres, dem Wolf, in deutschem Waldgebiet. Und kurz danach beginnen zeitungsfüllende Diskussionen um die mögliche Umwandlung unseres Frankenwaldes in einen Nationalpark –  die Wölfe hätten sich gefreut! Aus einem Nationalpark wurde dann nichts. Doch der „Bund der deutschen Forstleute“ erkor unseren Frankenwald zu dem „Deutschen Waldgebiet des  Jahres 2017“, ein hoher Titel, eine hohe Auszeichnung.

Unser Kreis Kronach ist der zweitwaldreichste Kreis in ganz Bayern und unsere Bevölkerung ist sehr an ihrem Wald interessiert.

Umso verwunderlicher ist es, wie mit dem gewachsenen Baumbestand in unserer Kreisstadt umgegangen wird: Eine alte Lindenallee in der Ludwigsstädter Straße wird  –   teilweise unerlaubt – abgesägt. Anstelle der Linden säumen jetzt Reklamefahnen die B 85. Im Zollbühlweg musste ein größerer baumbestandener  Wiesenhang einem Mehrparteienmietshaus weichen. In der Kronachallee,  beim ehemaligen evangelischen Gemeindehaus, wurden ältere Bäume wegen Garagenbaus gefällt, hinter dem alten Rathaus in der Amtsgerichtsstraße fehlt plötzlich ein Laubbaum, und das Schlimmste von allem: Rund  um die ehemalige alte Realschule an der Rodacher/Kulmbacher Straße, einstmals als Gebäude mit Parkanlage ein Geschenk des Bayerischen Königs Maximilian an die Stadt Kronach  gedacht  –  rund um dieses Gebäude wird ein Kahlschlag erfolgen. Mit dem neuen Anbau an das jetzige VHS-Haus wird ein Baumbestand beseitigt werden, der unser Stadt- und Ortsbild geprägt hat.  Der schöne grüne Park verschwindet – teilweise zu Gunsten von Parkplätzen  –  und dabei steht ein großes Parkhaus nur einen Steinwurf entfernt davon. Auch die beiden alten Kastanienbäume, die wie zwei Wächter so bildgebend für die nahe Spitalbrücke sind, werden den geplanten Neubau der Brücke nicht überleben.

Wir werden mit dem Wort „Ersatzpflanzungen“ getröstet, doch die ruhige, kleine grüne Lunge an der alten Schule ist zunächst einmal dahin. 

Um beim Grün zu bleiben: Im Mai dieses Jahres haben in einer Bauausschusssitzung Stadtrat Karl Fick, SPD, und ich, Frauenliste, angemahnt, die der Stadt gehörenden Grünflächen nicht so oft und so radikal zu mähen, damit Wiesen- und Grünflächen sich entfalten können – Nahrung für Bienen und eine Vielzahl anderer Insekten. Ich möchte hinzufügen, dass innerhalb der Stadt ein möglicher Einsatz von Unkrautvernichtungschemikalien verboten werden sollte.

Sehr viel Erfreuliches, Neues ist jedoch  auch in unserer Stadt geschehen, wie der Beschluss, die marode Festungsstraße noch im kommenden Sommer zu sanieren, den Aus- und Umbau der Festungsanlagen zügig voranzubringen. Dort entsteht eine neue Jugendherberge, die allen Ansprüchen gerecht wird. Dem Kronacher Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb ein hohes Lob, da vor allem die Rosenbergfestspiele ein Magnet für unsere Bürgerinnen und Bürger und viele Besucher geworden sind. Auch die kommende Theatersaison wird, unter gleicher künstlerischer Leitung, Beifall und Erfolg ernten.

Und immer wieder werden jetzt Besucher sogenannte „Stolpersteine“, Bronzeplaketten, im Pflaster vor älteren Stadthäusern entdecken, Erinnerungen an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger. Diese Steine wurden auf Antrag der Frauenliste im Jahr 2015 und danach in Zusammenarbeit mit dem Aktionskreis Kronacher Synagoge von der Stadt Kronach genehmigt und mit ihrer  Hilfe ins Pflaster eingebaut.

Eine weitere gute Nachricht war die Inbetriebnahme der neu erbauten psychiatrischen Tagesklinik in Nähe des Krankenhauses. Hier werden seelisch kranke Menschen nach Klinikaufenthalten von fachlich geschultem Personal betreut, ein weiteres teilstationäres Angebot in Oberfranken. Ich weise hier darauf hin, dass sich die Frauenliste ehemals ganz maßgeblich für diesen Standort der Klinik in der Friesener Straße eingesetzt hat.

Ein weiteres Novum  wird auch die Eröffnung einer „Soziotherapieeinrichtung Haus St. Georg“ in der Rodacher Straße sein. Deren Klientel sind überwiegend ältere Kranke  und hilfsbedürftige Menschen. Träger der Einrichtung ist der Deutsche Orden.

Weitere gute Nachrichten: Bei der letzten, gut besuchten Bürgerversammlung im November hob Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein den erfolgreichen, immensen Schuldenabbau der Stadt im vergangenen  Jahr hervor. Ein Erfolg, sagte er, den man sich gemeinsam auf die Fahnen schreiben dürfe. Und er dankte Stadtrat und Verwaltung, die den Kurs der Haushaltskonsolidierung mitgetragen haben. 

Demnach war beispielsweise die Finanzierung des Treppenbaus vom Marienplatz hinauf zur Oberen Stadt möglich, der Neubau des Feuerwehrgerätehauses und Projekte im Bereich der Kinderbetreuung. Eine Vielzahl bewältigter Aufgaben runden das Bild einer leistungsfähigen Stadtverwaltung und tatkräftiger Stadtwerke ab.

Zu unserem Kronacher Stadtrat  unter der Leitung von Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein darf ich für das vergangene Jahr  bemerken, dass der Grundkonsens, genauso wie die Auseinandersetzungen, die zur parlamentarischen Demokratie gehören, immer ein Streit nach Regeln war. Wir werden weiterhin im Sinne der Bürgerinnen und Bürger miteinander für die Stadt und ihre Bewohner nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Sehr bedauere ich das Ausscheiden unseres Stadtrats Karl Fick, der mit klugen, wohldurchdachten Formulierungen und viel Sachkenntnis zu so mancher Entscheidung beigetragen hat. Alles Gute Ihnen, Herr Fick, und viel Glück und Erfolg für Ihren Nachfolger  Thilo Moosmann.

Für mich selber habe ich einen Spruch bei Loriot gefunden:

„Der beste Platz für einen Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“


Ich wünschen  Ihnen allen ein gutes neues Jahr und Gottes Segen. 
Danke